Instrument des Monats März 2006

Ungarische Zither

Zither

Foto: Andrea Grune  

Die Zither gehört zur Instrumentenklasse der Chordophone, das sind solche bei denen eine oder mehrere Saiten zwischen festen Punkten eingespannt sind. Dabei ist je nach der Form des Saitenträgers zwischen Stabzithern, Röhrenzithern, Wölbbrettzithern und Brettzithern, auch Kastenzithern genannt, zu unterscheiden. Die Saiten werden je nach Instrument gezupft, geschlagen, gestrichen oder ausnahmsweise (Äolsharfe) angeblasen.

Während Ostasien das Hauptverbreitungsgebiet von Wölbbrettzithern ist, hat Südasien die Röhrenzither entwickelt.

Im engeren Sinne ist in Europa die Zither ein Zupfinstrument mit einem flachen, kastenförmigen Korpus, das an einer Saite ausgebuchtet ist und dessen Decke ein Schallloch sowie gegenüber der Buchtung ein Griffbrett aufweist. Sie entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 18.Jhd. aus dem mittelalterlichen Scheitholz und war vor allem in Bayern, Tirol, dem Salzburgischen und in der Schweiz verbreitet. Der Aufschwung des Zitherspieles im 19.Jhd. brachte eine Weiterentwicklung in Form und Saitenzahl durch verschiedene bayerische und österreichische Instrumentenbauer mit sich. Gleichzeitig entwickelte sie sich musikalisch vom Begleitinstrument für Lieder und Tanz zum Konzertinstrument.

Die hier gezeigte, in Ungarn hergestellte Zither ist besonders schön gearbeitet. Sie hat 5 Melodiesaiten und 15 Begleitsaiten. Auf die 3 geschnitzten Pferdeköpfe und das geschnitzte Blumendekor sei besonders hingewiesen.

 

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Februar 2006

Holzglocke

Foto: Andrea Grun

Holzglocke

Als Glocken bezeichnet man runde oder becherförmige Musikinstrumente die einen klingenden Ton von sich geben, wenn man sie anschlägt. Sie werden in großer Zahl auch als Signalgeber z.B. in Schulen und Wohnungen verwendet. Auch zur Warnung vor Gefahr (Feuerglocke) oder zur Angabe der Tageszeit (Turmglocke) werden und wurden sie verwendet, so dass man sie oft nicht mehr als Musikinstrumente ansehen konnte. Sie fanden jedoch schon immer in Orchestern ihre Verwendung, in China z.B. seit viertausend Jahren.

Die Glocken gehören zur Instrumentenfamilie der ?Idiophone? (Selbstklinger), bei denen der Ton durch Eigenschwingungen des Instrumentes, also nicht durch eine Membran, Saite oder Luftsäule erzeugt wird.

Sie werden gewöhnlich aus Eisen (früher auch aus Stahl) oder Bronze hergestellt. Seltener sind solche aus Ton, Glas, Porzellan oder auch Holz, wodurch natürlich der Toncharakter bestimmt wird.

Sie sind die kleinsten Musikinstrumente aber auch die größten. Winzige Schlittenglöckchen werden im Orchester verwendet, die ?Big Ben? im Turm des Londoner Parlamentsgebäudes wiegt dagegen über dreizehn Tonnen.

Die hier gezeigte Glocke aus Holz diente wahrscheinlich als Rhythmusinstrument z.B. beim Tanz. Durch die ungewöhnliche Ausführung mit zwei Klöppeln, statt sonst einem, konnten besondere Klangeffekte erzielt werden.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Juli 2005

Sansa aus Afrika


Foto: Andrea Grun

Der Sansa (Klimper) ist ein vor allem in Afrika weit verbreitetes Instrument. Er gehört der Instrumentenfamilie der Idiophone an. Dies sind Instrumente, bei denen der Ton durch Eigenschwingungen des Instrumentes, nicht also durch Schwingungen einer Membrane, einer Luftsäule oder einer Saite erzeugt wird. Die Tonerzeugung kann auf verschiedene Weise erfolgen z.B. durch Schlagen (Kastagnetten), Schütteln (Rasseln) oder Zupfen wie bei dem hier gezeigten Instrument.
Der Sansa hat eine Anzahl von Metall- oder auch Schilfrohrspänen, die an einem Brett oder Resonanzkasten angebracht sind. Die Späne bzw. Zungen werden von einer quergelegten Leiste an einem Ende festgehalten, während ihr anderes Ende frei schwebt und gezupft werden kann. Der Sansa wird gewöhnlich in der Hand gehalten oder auf den Schoß gelegt. Die Zungen werden mit den Daumen oder den Zeigefingern gezupft. Ihre Tonhöhe hängt von Ihrer Länge ab, die durch Verschiebung unter der Querleiste leicht verändert werden kann. Indem man die einzelnen Zungen mit Draht umwickelt kann ein summender Effekt erzielt werden.
Das hier gezeigte Instrument hat fünf Stahlzungen welche über zwei Stahlstege geführt sind. Sie sind mit einem doppelten Draht auf einer Holzplatte befestigt, die in einer halben Fruchtschale montiert ist. Es hat zwei Schalllöcher.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Juni 2005

Sanduhrtrommel aus Neuguinea

Die hier ausgestellte Trommel wird ?Kundu? genannt und ist aus Papua-Neuguinea. Sie gehört zur Instrumentenfamilie der Membraphone. Dies sind Instrumente, bei denen der Ton durch die Vibration einer gespannten Membrane oder Haut erzeugt wird. Bildliche Darstellungen beweisen, dass es zumindest schon vor 4000 Jahren in Mesopotamien und Ägypten Trommeln gegeben hat, von denen jedoch wegen des leicht verderblichen Materials, aus dem sie bestanden, nur wenige Exemplare erhalten blieben. Viele Völker schreiben den Trommeln magische und rituelle Bedeutung zu und schlagen sie, um ein Unglück abzuwehren oder die guten Geister zu rufen. Trommeln erfüllen auch Signalzwecke oder militärische Rollen, sind aber ebenso beliebte Begleiter zu Gesang und Tanz. Seit dem 18.Jahrhundert sind Trommeln auch Instrumente des europäischen Symphonie-Orchesters.

Trommeln können nach ihrer Gestalt in Röhren-, Gefäß- und Rahmen-trommeln eingeteilt werden. Das hier gezeigte Instrument ist eine Röhrentrommel in Sanduhrform. Sie ist aus Holz gefertigt und  unten offen. Der angeschnitzte Griff ist in der Mitte des Halses. Letzteres ist typisch für Neuguinea. Sie hat eine  einseitige Hautdecke in Topfspannung. Man achte auf die Bemalung und die figürlichen Schnitzmuster.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Mai 2005

Rabab aus Pakistan oder Afghanistan

Rabab (auch Rebab) ist der in vielen Varianten vorkommende arabisch-persische Name für Saiteninstrumente im islamischen Raum und  in vom Islam beeinflussten Musikkulturen. Damals vor allem für gezupfte Lauten verwendet, werden bereits um das Jahr 900 n.Chr. von arabischen Musiktheoretikern auch gestrichene Instrumente so bezeichnet Die Rabab ist somit das älteste bekannte Streichinstrument überhaupt und wird noch heute an vielen Orten gespielt.

Die Urform der Rabab dürfte ein noch heute von Nomaden in Saudi-Arabien und Syrien gespieltes Instrument mit nur einer Saite und einem rechteckigem Resonanzkasten sein. Weite Verbreitung fand sie auch mit halbkugelförmigem Korpus (Kalebasse, Holz oder Kokosnuss, mit einer Abdeckung aus tierischer Haut).

Die meist auf die Oberschenkel aufgestützte und mit dem von unten gehaltenen Bogen gestrichene Rabab hat kein Griffbrett und ist mit Hilfe von Wirbeln in Quarten oder Quinten gestimmt.

Mit der Ausbreitung des Islam gelangte die Rabab auch nach Spanien, hier Rebec genannt, und wurde dort zum wichtigsten Typus mittelalterlicher Streichinstrumente in Europa. In Sumatra begleitet das zweisaitige in Quinten gestimmte Instrument den Gesang. In Westmalaysia gehören zwei-, und dreisaitige Instrumente verschiedensten Ensembles an. Vier- bis sechssaitige Instrumente sind aus Afghanistan, Kashmir, Pakistan und Hindustan bekannt

Das hier gezeigte Instrument hat 6 Spielsaiten und 6 Resonanzsaiten. Auf die schön gearbeiteten Perlmutteinlagen an Kopf und Hals sei besonders hingewiesen.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats April 2005

Neapolitanische Mandoline

Wie die Violine eine kleine Viola ist, so ist die Mandoline eine kleine Mandola. Diese ist nachweisbar seit dem 13.Jhd. und war vom 16. bis zum 18.Jhd. ein bevorzugtes und bis zum 19.Jhd. lebendiggebliebenes, lautenähnliches Zupfinstrument, der Instrumentenfamilie der Cordophone zugehörig. Während jedoch die Mandola zu Beginn des 19.Jhd. verschwand, wird die Mandoline noch heute verwendet. Sie wurde in Italien in mehreren voneinander regional abweichenden Varianten entwickelt. So kennen wir die Florentinische M., die Genuesische M., die Paduanische M. und die Sienesische M.. Das hier vorgestellte Instrument ist eine Neapolitanische Mandoline. Sie stellt die verbreitetste Art der Mandolinen dar. Die Mandolinen haben Doppelsaiten wobei durch schnelles Hin- und Herzupfen mittels eines Schildpattplektrons der charakteristische, helle, rauschende Tremoloklang erzeugt wird. Das hier gezeigte Instrument hat wie meist üblich vier Doppelsaiten in Violinstimmung. Es sind jedoch auch Instrumente mit fünf oder auch sechs Doppelsaiten in Quart-Terz Stimmung bekannt.

Die Mandoline hat sich in großen Teilen Europas zum Volksinstrument entwickelt und wird nicht nur solistisch sondern auch in großen Mandolinenorchestern gespielt. In der Kunstmusik spielt sie eine untergeordnete Rolle. Jedoch sind Werke von Vivaldi, J.N.Hummel und auch Beethoven bekannt. Mozart verwendet sie in seiner Oper ?Don Giovanni?, G.Mahler in seiner 7.u.8.Symphonie.

Bei dem hier gezeigten Instrument sei vor allem auf die schönen, reichen Verzierungen mit Perlmutt verwiesen.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats März 2005

Schalmei aus Tibet od. Nepal

Das hier gezeigte Blasinstrument, Puja-Muhali genannt, gehört zur Instrumentenfamilie der Schalmeien. Dies sind im weitesten Sinne die Blasinstrumente, deren Ton mit einem einfachen oder doppeltem Rohrblatt erzeugt wird. Sowohl die in heutigen Orchestern verwendeten Oboen und Klarinetten fallen unter diesen Begriff. Das Rohrblatt wird aus verschiedenen Holzarten hergestellt und hat dadurch die Eigenschaft einer ?weichen Zunge? im Gegensatz zu Instrumenten mit ?harten Zungen? aus Metall wie Orgeln oder Harmonikas. Die Instrumente der Schalmeienfamilie sind bis zu den alten Kulturen des Mittleren Ostens und Europas verfolgbar. Sie haben meistens einen grellen, surrenden Klang. Dies erlaubt die Verwendung im Freien. So werden sie im Orient noch heute zusammen mit Trommeln und Trompeten eingesetzt. Bildquellen belegen indessen, dass man im ausgehenden Mittelalter die Schalmei auch mit Fideln und anderen Saiteninstrumenten kombinierte. Das hier ausgestellte Instrument ist aus Holz mit Messingringen umwunden. Es hat acht Grifflöcher im gleichen Abstand. Das Rohrblatt ist original.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Februar 2005

Handharmonika

Die Handharmonika ist ein auch noch heute weit verbreitetes Instrument vor allem der Volks- und Tanzmusik, das erst zu Beginn des 19.Jhd. entwickelt wurde. Es gehört zur Familie der Aerophone, das heißt, dass die Tonerzeugung mittels Luft erfolgt. Diese wird durch freischwingende, sogenannte Durchschlagzungen aus Metall geblasen. Je nachdem, ob beim Ziehen oder Zusammendrücken des Balges der gleiche oder ein unterschiedlicher Ton entsteht, handelt es sich um eine chromatische oder diatonische Harmonika. Die ersteren, meistens als Akkordeon bezeichnet, haben für das Spielen der Melodie eine Klaviatur. Sie wurden im Laufe der Zeit zu vollwertigen, professionellen Instrumenten entwickelt.

Die hier gezeigte diatonische Handharmonika wurde in Sachsen gebaut. Die Beschriftung in englischer Sprache lässt darauf schließen, dass sie für den Export gedacht war. Dies ist ein Zeichen für den damaligen hohen Standard der deutschen Instrumentenfabrikation. Man beachte hierzu auch die bunte Ausführung mit Blumenbordüren.

Auf der rechten Seite befinden sich 17 Knöpfe in 2 Reihen zum Spielen der Melodie. Hierdurch war die Zahl der spielbaren Tonarten sehr eingeschränkt. Insgesamt 5 Klappen auf der linken Seite sind für das Spielen des  Basses bestimmt. Die beiden auf der rechten Seite oben herausragenden Registerzüge beeinflussen die Bässe (z.B. Schwebeton oder Tremolo).

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats Dezember 2004

Schellentrommel

Die Schellentrommel ist die Kombination eines Schüttelidiophons, ein Instrument bei dem die Eigenschwingung durch Schütteln erzeugt wird, und einem Membraphon, bei dem der Ton durch Schlagen einer Membrane entsteht. Sie wird auch Handpauke, Handtrommel oder Tamburin genannt. Das hier ausgestellte Exemplar besteht aus einer Zarge aus Holz, die auf einer Seite mit  einem Fell bespannt ist. Man beachte auf ihr innen und außen die schönen braun-weiß-schwarzen Intarsien.  Im Unterschied zu einer Rahmentrommel weist die Zarge fünf Schlitze auf, in denen sich je zwei beckenförmige, paarweise locker angebrachte  Metallscheiben befinden . Beim Schütteln des Instrumentes  und beim Schlagen auf  Fell und Zarge  (meist von Hand)  entsteht ein helles, metallisches Klirren, das den trockenen Schlagton des Felles übertönt. Im Orchester ist auch das Spiel mehrerer abgestimmter Schellentrommeln üblich, die auf Ständern liegen und mit Schlegeln angeschlagen werden.

Im asiatischen Raum diente die Schellentrommel als Kultinstrument. Während des Mittelalters war sie unter den Spielleuten verbreitet. Im 17.Jhd. war sie als Zigeunerinstrument bekannt und gelangte im 18.Jhd. über die türkische Janitscharenmusik in die europäischen Militärkapellen. Im frühen 19.Jhd. fand sie, bevorzugt zur Darstellung spanischen Kolorits, Eingang in das abendländische Orchester.

Wolfgang Bettzieche

Instrument des Monats November 2004

Angklung aus Indonesien

Das Anklung ist ein Schüttelidiophon. Idiophone sind Instrumente bei denen der Ton durch Eigenschwingungen des Instrumentes, also nicht durch eine Membrane, eine Luftsäule oder eine schwingende Saite erzeugt wird. Zu ihnen gehören die hier ausgestellten acht Rahmenrasseln. In jedem Rahmen befinden sich zwei unterschiedlich lange in einer Oktave gestimmte Bambusröhren. Die Röhren sind unten verschlossen und gleiten mit zwei Zapfen in einem querliegenden Bambusrohr, nach oben sind sie zu 3/4 bis 2/3 ihrer Länge aufgeschnitten. Die Rasseln hängen auf einem Gestell aus Bambus. Beim Schütteln schlagen die Röhren in unregelmäßiger Folge an die unterste Gitterstange und erzeugen dabei sanft klingende Töne.

Das Anklung wird vor allem im Orchester verwendet. Dieses besteht meistens aus neun oder vierzehn Instrumenten, welche über mehrere Oktaven hinweg der Pentatonik ähnelnde Skalen spielen. Die Melodie wird auf verschiedene Stimmen verteilt, so dass bei Pausen des einen Instrumentes ein anderes die Melodie weiterführt.

Die hier gezeigten Instrumente haben jeweils zwei Aufschlagröhren, es gibt aber auch solche mit drei oder vier Röhren.

Wolfgang Bettzieche